Sonntag, 15. Mai 2011

Die Angst und die Wahrhaftigkeit

Kapitel 2

Die Angst und die Wahrhaftigkeit

Der Zusammenhang, welcher zwischen der Angst und der Wahrhaftigkeit besteht, scheint ein wesentlicher Schlüssel zu einem besseren Verständnis dessen zu sein, was unsere Ängste auslöst und ihnen ihre Dauer und ständige Präsenz verleiht.

Nun meint Wahrhaftigkeit in unserem Sinne nicht die Wahrheit des Einzelnen, welche wandelbar und vielerlei Interpretationen unterworfen ist, sondern jene ursächliche Wahrheit, die im Grunde unser Wesen ausmacht und jenseits aller Beeinflussung von außen in uns vorhanden ist .

Diese Wahrhaftigkeit drängt danach, sich zu manifestieren und in unserem Dasein den bestmöglichen Ausdruck zu erlangen um so uns selbst, mit allem was uns ausmacht in diese Welt einzubringen und zu ihrem Wohle tätig zu werden.

In einer Welt, welche in ihren religiösen, politischen, moralischen und gesellschaftlichen Systemen weit davon entfernt ist, wahrhaftig zu sein, gelingt es dem Einzelnen immer weniger, seine Ursprünglichkeit zu bewahren und schon gar, dieser Ausdruck zu verleihen. Allzu rasch stößt dieser an die Grenzen der herrschenden und ihn über weite Strecken beherrschenden Systeme und zieht sich auf einige wenige Nischen in seinem Alltag zurück, in denen er versucht, zu sein, was er ist, ohne Gefahr zu laufen, sich in dem ihm gegenübertretenden Widerstand aufzureiben.

Darin spiegelt sich auch der wohl größte innere und äußere Konflikt des Menschen in dieser Zeit wider, daß er, wo immer er sein Dasein fristet und unter welchen Lebensumständen auch immer, er durch andere und durch sich selbst daran gehindert wird, seine ihm angeborene Wahrhaftigkeit zu leben und zu sein, was er ist, in all seiner Kraft und Größe.

Eingespannt in ein System willkürlicher Macht und willkürlichem Recht, diesem scheinbar ausgeliefert, gilt all sein Trachten und Streben seinem materiellen und psychischem Überleben und für anderes bleibt ihm keine Kraft und Zeit.

Auf schwankendem Boden stehend, stets Gefahr laufend, ins Bodenlose zu stürzen sucht er verzweifelt nach Mitteln und Wegen sich zu befreien und verstrickt sich dabei immer mehr in einem Netz von Unwahrheit und Angst.Denn dies ist eine der mächtigsten Wurzeln der Angst, der Mangel an Wahrhaftigkeit sich selbst und anderen gegenüber.

Könnten wir nur wahrhaftig sein, wie sehr würde unser Dasein sich wandeln und wie einfach gelänge, was unmöglich erscheint, nämlich die Befreiung aus der Umklammerung der Angst vor der Angst.

Wir alle wissen um diese Notwendigkeit zur Wahrhaftigkeit und selten mag es uns im einzelnen gelingen, dieser zu ihrem Recht zu verhelfen. Und wann immer uns dies gelingt, verspüren wir ein wenig von jener Kraft, welche dadurch wirksam wird und den Boden unter unseren Füßen festigt.

Doch all zu rasch neigen wir dazu, sei es aus Bequemlichkeit oder um eines geringen Vorteils willen, uns wieder in das alte Netz aus Schein und Trug , welches uns zur Heimat geworden ist, fallen zu lassen und auf alten, ausgetretenen Pfaden weiter zu ziehen.

Was hat es nun auf sich mit dieser Wahrhaftigkeit, welche wie es den Anschein hat, ein so wesentlicher Faktor in Bezug auf unsere Ängste zu sein scheint?

Was unterscheidet sie von der Wahrheit, welcher wir, wie wir meinen doch in hohem Maße verpflichtet sind, und auch versuchen , so gut wir es vermögen, Genüge zu leisten?

Handelt es sich bei der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit nicht um ein und dasselbe, zu unterscheiden lediglich durch ihre anders gearteten Ansprüche? Ist ein Mensch, welcher der Wahrheit sich verpflichtet nicht auch in selbem Maße wahrhaftig oder verleitet die Ähnlichkeit der beiden Begriffe dazu, sie für ein und dasselbe zu halten?

Wenn nun aber der bestehende Mangel an Wahrhaftigkeit in einem ursächlichen Zusammenhang steht mit unseren Ängsten, scheint nicht auszuschließen, daß die beiden Begriffe in all ihrer Ähnlichkeit des Gemeinsamen doch in hohem Maße entbehren.

Zumal auch jene Menschen, welche in ihrem Dasein bemüht sind, sich an das zu halten, was sie oder andere für wahr erkannt zu haben meinen, nicht frei von den uns allen bekannten Ängsten sind und ihnen ebenso ausgeliefert sind, wie wir selbst.So erscheint es angebracht, sich der beiden Begriffe anzunehmen und diese auf ihre Inhalte und ihre Anforderungen zu überprüfen.

Der Einfachheit halber wenden wir uns zuerst der Wahrheit zu, da dieser Begriff dem allgemeinen Sprachgebrauch angehört und wir davon ausgehen können, nicht aneinander vorbei zu reden.

Schon bei dem Versuch, den Begriff Wahrheit exakt zu definieren, geraten wir in Not und es scheint als entzöge er sich einer genauen Beschreibung.

Dies läßt den Schluß zu, daß es sich hiebei möglicherweise um einen absoluten Begriff handeln könnte, welcher keine Umschreibung zu läßt. „Wahrheit ist, was wahr ist“ wäre die einfachste Form der Definition.

Und doch spüren wir den Mangel, welcher hinter dieser Beschreibung steckt. Gibt diese uns zwar ein Bild davon, was Wahrheit ist, liefert uns jedoch keine Hinweise darüber, wie die Theorie in der Praxis anzuwenden wäre.

Diese so einfach erscheinende Definition der Wahrheit stellt alle seit Menschengedenken existierenden Theorien und Konzepte in Frage, sowohl die allgemeinen als auch unsere höchst privaten. Vor allem deshalb, weil diese sich jeglicher persönlichen und individuellen Interpretation entzieht und kein uns geläufiges Mittel im Umgang mit der Wahrheit weiterhin anwendbar zu sein scheint.

Daraus folgert auch, daß wir nicht mehr in der Lage sind, uns der Wahrheit um unseres Vorteils willen zu bedienen, sondern aufgefordert ihr zu dienen.

Wenn also Wahrheit sich als das, was wahr ist definiert sehen wir uns der Tatsache gegenüber, daß alles, was wir bisher für wahr gehalten haben unbrauchbar geworden ist und wir aufgefordert sind, Wahrheit neu zu entdecken und zu erforschen ohne uns von unbrauchbaren Definitionen beirren zu lassen.

Der Wahrheit zu dienen scheint uns vor eine unlösbare Aufgabe zu stellen, waren wir doch bislang darin geübt, diese ohne Bedenken in unserem Sinne zu gebrauchen und uns ihrer, wann immer dies uns nötig erschien , zu bedienen um unsere höchst persönlichen und privaten Ziele zu erreichen, koste es, was immer es wolle.

Nun da wir zur Einsicht gelangt sind, daß Wahrheit unbeugsam ist und sich im Grunde jedes Mißbrauchs entzieht, sind wohl eher wir es, welche sich dieser Wahrheit zu beugen haben, wollen wir zu nserem Wohle und zum Wohle der gesamten Menschheit wirksam werden und uns darüber hinaus unserer Ängste ein für alle Mal entledigen.

Donnerstag, 5. Mai 2011


Lassen sie uns behutsam diesen auf die Spur kommen um so vielleicht einen neuen Ansatz zu finden, welcher uns erlaubt, uns diesen anzunähern, ohne dabei Gefahr zu laufen, uns in ihnen zu verlieren oder gar uns ihnen auszuliefern.

Wer von uns kennt sie nicht, die Angst, den Erwartungen anderer nicht genügen zu können, zu versagen, angesichts der undurchsichtigen, niemals klar definierten Anforderungen, welche das Leben an uns stellt. Die Angst, die Wahrheit zu sagen, selbst auf die Gefahr hin, sein Gesicht zu verlieren, seine Bedürfnisse zu deklarieren und zu ihnen zu stehen, die Angst, alleine zu sein inmitten all der Menschen, die Angst vor Verlust, Leid, Krankheit, materieller und seelischer Not, vor Verzweiflung und Gewalt, vor Zärtlichkeit und Liebe, Großzügigkeit und Toleranz, vor einzelnen Menschen und vor der Gesellschaft, vor Wahrheit und Lüge, vor Zerstörung und Krieg, Vergangenheit und Zukunft, vor Nähe und Entfremdung, Schuld und Sühne, die Angst vor Glück und Unglück, Zufriedenheit und Langeweile, Sinnlosigkeit und Leere, vor dem Leben und vor dem Tod, vor unseren Fehlern und Schwächen, unseren Stärken und unseren Fähigkeiten, vor der Freiheit ,vor politischen und religiösen Systemen, vor Gott und der Welt, vor dem Guten gleicherweise wie vor dem Bösen, vor Kollegen und Vorgesetzten, vor selbsternannten Autoritäten, die Angst vor der Stille, vor der Rede und dem Gespräch, vor dem Schweigen in und um uns , vor der Fremde und dem Unbekannten, vor Schmerz und Trauer, vor Krieg und Frieden, vor Enge und Raum, vor Güte und Härte, vor Egoismus und Herzlichkeit, Armut und Besitz, vor Macht und Ohnmacht, Umweltverschmutzung und Naturkatastrophen, vor Hunger und Überfluß, vor der Freude , vor Erlösung und Verdammnis, Dunkelheit und Licht, vor Gefühlen und Empfindungen, vor Verwirrung und Klarheit, die Angst uns zu verlieren und die Angst uns zu entdecken, die Angst vor Hingabe und vor Verweigerung, vor Sitte und Moral, Anstand und Würde und nicht zuletzt die Angst vor uns selbst und den Abgründen unserer Seele.

Dies alles und weit mehr lastet auf unseren Seelen, nimmt uns die Luft zum atmen und hindert uns daran, die Welt und unser Dasein anders als denn als Bürde und Last wahrzunehmen. Gleichzeitig verspüren wir tief in uns , daß unser Leben mehr ist, ja sein muß, als ein nie endenwollender Kampf gegen jene Last, welche unsere Kehle einschnürt und uns daran hindert, frei und selbstbestimmt aus der Tiefe unseres Seins zu schöpfen.

Uns der Vielfalt unserer Ängste zuwendend erkennen wir sehr rasch wie widersprüchlich und gegensätzlich diese sind und uns auch nicht den geringsten Spielraum für eigenständiges Handeln gewähren. Die sichtbar werdende Struktur lehrt uns, daß zum einen unsere Ängste sich wohl in nichts von denen anderer Menschen unterscheiden und zum anderen, daß es keinen einzigen Bereich unseres Daseins gibt, welche diese nicht abzudecken vermögen.

Gleichzeitig verführt sie uns aber auch, allzu vorschnell uns der Erkenntnis anzuschließen, es handle sich bei all den angeführten Ängsten sozusagen um Urängste der Menschheit, von Generation zu Generation weitergegeben und aktualisiert, ohne auch nur den Ansatz einer Möglichkeit, diesen zu entrinnen .
So scheinen unsere persönlichen Ängste nicht nur uns als Individuum anzugehören, sondern der gesamten Menschheit eigen zu sein. Ohne Rücksicht auf Kultur, Religion, gesellschaftliche Struktur lastet die Angst gleichsam über dem gesamten Erdball, tief verwurzelt in den Seelen der Menschen, wo immer und unter welchen Lebensumständen diese auch ihr Dasein fristen.

Da die Angst scheinbar ohne Ausnahme allen Menschen zu eigen ist, nimmt es nicht weiter Wunder, daß von religiösen, politischen und gesellschaftlich Institutionen wenig, bis gar keine Hilfe zu erwarten ist und diese ebenso wie der Einzelne ratlos und ohnmächtig diesem Phänomen gegenüberstehen.

Lassen wir uns nicht von der scheinbaren Vielfalt der uns und die gesamte Menschheit beherrschenden Ängste täuschen, denn bei genauerem Hinsehen scheinen diese alle ein und derselben Quelle in unserem Inneren zu entspringen und letztendlich trotz ihrer scheinbaren Verschiedenheit und Gegensätzlichkeit einen gemeinsamen Nenner zu haben. Diesen gilt es zu finden, wollen wir in der Tat Mittel zur Hand bekommen, die Angst zu besiegen und ein für alle Mal aus unserem Dasein zu entfernen.

Bevor wir uns jedoch diesem Aspekt der Angst zuwenden, wollen wir uns zuvor mit deren Auswirkungen auf unseren persönlichen Alltag wie auch die Welt im allgemeinen befassen.

Möglicherweise gelingt uns so, Einsicht in die Struktur und den Mechanismus derselben zu gewinnen, was an sich als unabdingbare Voraussetzung gilt, um einen Wandel herbeizuführen.

Welche Auswirkungen zeigen also nun unsere Ängste in unserem Alltag und wie wirken diese sich auf unser Dasein und unser gesellschaftliches Leben aus.

Welche Folgen für uns und die Welt entstehen daraus und wie werden wir befähigt, diese zu verhindern und uns selbst aus den Fängen dieses Alptraumes zu befreien?

Um diese Fragen beantworten zu können, kommen wir nicht umhin, auch noch die kleinste und geringste unserer Entscheidungen dahingehend zu erforschen, wie weit diese auf dem Hintergrund unserer Ängste zu stande kommen und wie weit wir überhaupt noch in der Lage sind, angstfrei zu handeln und zu reagieren.

Erst wenn uns dies ohne auch die geringste Einschränkung gerät, werden wir wissen, was es mit unseren Ängsten auf sich hat und wie wir ihrer Herr werden.

Da unser ganzes Dasein von Beginn an bis zu unserem Tod von diesen Ängsten geprägt ist, scheint es nur logisch zu sein, daß nicht eine einzige unserer täglich notwendigen Entscheidungen aus freien Stücken geschieht, sondern daß es eben diese , unsere Ängste es sind, welche die treibende Kraft dahinter darstellen.

Daraus folgert, daß wenn wir uns und unsere Art und Weise mit uns umzugehen , betrachten, wir zu dem Schluß gelangen, daß wir weit davon entfernt sind, unabhängig, nur uns selbst verpflichtet durch unser Dasein zu schreiten.

Vielmehr schwanken wir ,hin und hergerissen von unseren gegensätzlichen, in sich widersprüchlichen Ängsten, von einer Fehlentscheidung zur anderen und wundern uns darüber, daß uns unser Dasein so wenig befriedigend gerät und allmählich immer mehr in Unordnung verfällt, obwohl wir doch mit all der uns zur Verfügung stehenden Kraft um Sicherheit und Ordnung in unserem Alltag bemüht sind.

Da das, was für den Einzelnen Geltung hat, in gleicher Weise für die gesamte Menschheit Gültigkeit besitzt, nimmt es nicht weiter wunder, daß diese Welt immer mehr und immer rascher aus den Fugen zu geraten scheint und noch nicht einmal ihren selbstzerstörerischen Tendenzen Einhalt zu gebieten vermag.

Je mehr an Wissen uns zugänglich ist und je komplizierter unser gesellschaftliches Gefüge wird, um so mehr greift die Angst um sich und niemand vermag sich ihr auf Dauer zu entziehen.

Es scheint, als laste ein Fluch auf der gesamten Menschheit und ihren einzelnen Vertretern. Und es scheint als wäre dieser Fluch der Fluch des denkenden Wesens, den nur dasselbe leidet unter der Angst und wird von dieser beherrscht.

Anders als alle anderen Lebewesen der Schöpfung, welche, zwar nicht furchtlos, doch ohne Angst und frei ihr Dasein zu gestalten wissen.

Denn Einwand, daß diese anderen Geschöpfe ihre Angstfreiheit lediglich ihren Instinkten zu verdanken hätten, halte ich insoferne für nicht berechtigt, als gerade die den Menschen beherrschende Angst ihn im Letzten mehr als alles andere auf seine Instinkthaftigkeit reduziert ,ihn mehr und mehr verroht und zu barbarischem Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber veranlaßt, ohne ihn deshalb jedoch von seiner Angst zu befreien.

Wenn also der denkende Mensch in besonderen Maße der Angst anheimfällt und unter dieser leidet, erhebt sich die Frage, ob ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Denken und der Angst besteht.

Wenn nein, wo haben wir dann nach den Ursprüngen und Ursachen unserer Ängste zu suchen, wo findet sich ein Ansatz, ihrer habhaft zu werden oder liegen diese Ursachen außerhalb menschlichen Zugriffs, einer Macht zugeordnet, angesichts derer jegliches Bemühen versagt?

Ist es uns dann überhaupt möglich, uns diesem schrecklichen Phänomen der Angst anzunähern ohne der Hilfe anderer zu bedürfen, welche von ebensolchen Ängsten gequält werden wie wir, mit diesen lediglich auf Grund ihrer Ausbildung oberflächlich betrachtet ein wenig besser zu Rande kommen?

Sollen wir unsere Zuflucht suchen bei denen, welche auf Grund ihrer Erklärungsmodelle scheinbar schlüssig Auskunft zu geben vermögen über Ursache und Ursprung der Angst, oder sind wir nicht besser beraten, unsere Augen vor der Tatsache unserer Ängste zu verschließen und so zu tun ,als beträfen sie uns nicht in einem schier unerträglichen Ausmaß?

Angesichts der Tatsache, daß alle im Augenblick möglichen Therapien letztendlich nur der Symptombehandlung dienen, er Wurzel jedoch nicht habhaft werden, scheint auch dieser Weg wenig erfolgversprechend zu sein.

Selbst noch so fundierte theoretische Konzepte zur Lösung dieses Problems versagen angesichts der Tatsache, daß von den selben Ängsten geplagte Menschen wie wir diese Konzepte in die Praxis umzusetzen haben und zwangsläufig an ihrer eigenen Ängstlichkeit zum Scheitern verurteilt sind, all ihrem selbtlosen Bemühen zum Trotz.

Wenn also nein die Antwort auf unsere eingangs gestellte Frage ist, so kann dies nur bedeuten, daß wir letztendlich ohne Aussicht auf Erfolg in unsere Ängste verstrickt bleiben bis daß der Tod uns von diesen erlöst.

Denn was immer wir versuchen könnten, uns der Angst zu entledigen, wir wären dazu verdammt, immer wieder aufs neue zu scheitern und uns mal für mal mit unseren vertrauten, aber auch mit neuen Ängsten herumzuschlagen. Unser diesbezügliches Potential scheint schier unerschöpflich zu sein und ein Ende unseres Elends ist nicht abzusehen.

Es sei denn, wir könnten uns mit der Tatsache anfreunden, daß das Denken im Bezug auf unsere Ängste eine wesentliche Rolle spielt. Dann nämlich könnte es uns möglich sein, einen neuen Weg zu beschreiten, der in vielfacher Hinsicht erfolgversprechend zu sein scheint.

Zumal er es uns gestattet, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und uns vor Fremdbestimmung in diesem außerordentlich wichtigen Bereich unseres Daseins bewahrt.

Wir wären dann nicht länger mehr darauf angewiesen, Erklärungsmodelle anderer zu übernehmen, auch wenn diese im Letzten nicht ganz unseren eigenen Erfahrungen entsprechen und bei aller Logik doch immer einen nicht unbedeutenden Rest an Zweifeln offenlassen.

Auch wären wir dann genötigt, anstatt uns in endlosen theoretischen Diskussionen über die Angst zu verlieren, uns selbst zu erforschen um so dem Ursprung unserer eigenen Ängste und mit ihm dem der gesamten Menschheit auf die Spur zu kommen.

Niemand ,außer uns selbst ist besser in der Lage, Einsicht in den verhängnisvollen Mechanismus der Angst zu gewinnen, da wir unmittelbar und real von ihr betroffen sind und uns nicht länger mehr mit Theorien über sie zufriedengeben können, wollen wir , daß unser Leben sich wandelt hin zu einem erfüllten Dasein.

Wir alle wünschen uns doch nichts sehnlicher, als daß dieser enorme Druck, welcher auf uns lastet, endlich ein Ende findet und wir befreit aufatmen können, nach all dem Kummer und Leid vergangener Tage um uns endlich den erfreulichen Seiten unseres Lebens zuwenden zu können.

Wer von uns sehnt sich nicht danach, endlich wahrhaftig sein zu können und dem ewigen Versteckspiel vor sich selbst und den anderen ein Ende zu bereiten?

Wer wünscht nicht, dem Leben, der Welt und den Menschen offen und wahrhaftig zu begegnen ohne die Angst im Nacken, welche ihn zwingt , sich zu verbergen und sich selbst und anderen ein anderes Gesicht zu zeigen, als sein eigenes?

Ist es nicht höchst an der Zeit, damit zu beginnen dieser viel zu lang

schon andauernden Sklaverei ein Ende zu bereiten, um uns selbst und diese Welt vor Unheil zu bewahren und endlich aufrecht unsere Wege zu schreiten anstatt weiterhin in gebückter Haltung zu verharren?

Nur wenn es uns gelingt, unsere eigenen Ängste zu überwinden, werden wir dem Auftrag unseres Menschseins gerecht , diese Welt zu einem lebensbejahenden Aufenthaltsort für alle Menschen zu gestalten und daran mitzuwirken, daß Würde und gegenseitige Achtung unseren Umgang mit unseren Mitmenschen bestimmt und nicht die Angst.

Dann, und nur dann wird jener Wandel sich für den Einzelnen, wie für die Gesellschaft vollziehen, welcher über das bloße Überleben des Menschen hinaus Erfüllung verheißt.