Angst ist zum treibenden Motor unserer Welt und unseres Daseins geworden. Im privaten wie im öffentlichen Bereich ist Angst und das Spiel mit derselben zum bestimmenden Faktor unserer Zeit geworden und wir nehmen geduldig auf uns, was unabwendbar zu sein scheint, ohne uns jemals ernsthaft der Frage zu stellen, ob dem tatsächlich so ist oder ob wir uns nicht selbst schon allzu sehr auf dieses Spiel eingelassen haben, so daß wir nicht mehr gewahr werden, daß wir seid langem schon Täter und Opfer zugleich geworden sind.
Es scheint, als wäre uns in dieser Frage unserer sonst so hochgepriesene Ernsthaftigkeit abhanden gekommen und je oberflächlicher die Erklärungsversuche sind, desto mehr neigen wir dazu, diese anzunehmen und nicht weiter zu hinterfragen.
Allzu gerne und zu leicht geben wir uns mit Erklärungen und Erkenntnissen anderer zufrieden anstatt uns uns selbst und unserer, unser Dasein bestimmenden Angst zuzuwenden, um an ihr herauszufinden, wo denn ihr Ursprung und damit der Ursprung aller die Welt beherrschenden Ängste sei.
So sind wir nun zwar erfüllt von allerlei Erkenntnissen über die Angst und verfügen auch über eine Unzahl von, meist untauglichen Mitteln zu ihrer Bekämpfung jedoch die Einsicht in ihr Wesen bleibt uns weiterhin versagt.
Dadurch bleibt es uns auch versagt, uns ihrer wirksam und unwiderruflich zu entledigen und neue Wege zu beschreiten, welche erfolgversprechender sind, als die bisherigen.
Jenseits psychologischer und philosophischer Erklärungsmodelle scheint sich uns eine Möglichkeit zu eröffnen, sich dem Phänomen Angst anzunähern, Einsicht in sein Wesen zu erlangen und so jene Frage zu stellen, welche als einzige sich angesichts dieser bedrohlichen Last in unserem Dasein, zu stellen lohnt.
Der Frage nämlich, ob die Angst dem Wesen des Menschen ursächlich angehört oder ob diese, wie so vieles andere auch, ein von außen übernommener Mechanismus ist, welcher nur scheinbar unserem Innersten entspringt.
Kapitel 1
Die Angst im Allgemeinen und im Besonderen
Um uns der grundsätzlichen Frage anzunähern, kommen wir nicht umhin, uns mit dem auseinander zu setzen, was Angst auslöst und zu welchen Reaktionen wir angesichts derselben fähig sind.
Auch werden wir uns genötigt sehen, uns mit unseren eigenen Ängsten, in welcher Form auch immer ,zu befassen um herauszufinden, inwieweit diese sich von den Ängsten anderer Menschen unterscheiden oder diesen in weiten Teilen entsprechen.
Auch müssen wir, was die Begrifflichkeit anlangt, klar zwischen dem Begriff ANGST und dem Begriff Furcht unterscheiden, um sicher zu stellen, daß wir nicht in denselben Irrtum verfallen, wie viele andere auch, Angst mit Furcht gleichzusetzen und dadurch in unserem Bemühen, der Angst auf die Spur zu kommen, in die Irre laufen.
Über die Furcht wird an anderer Stelle noch zu reden sein, nun aber wollen wir uns dem Phänomen Angst zu wenden und versuchen ,herauszufinden, was es mit diesem auf sich hat.
Psychologie, Philosophie, Religion, Literatur und Kunst haben sich, jeweils von ihrem speziellen Ansatz ausgehend, mit dem Problem der Angst und seine Auswirkungen auf den Einzelnen und auf die Gesellschaft in unterschiedlicher Weise auseinandergesetzt.
So verschieden wie der Ansatz sind auch die Ergebnisse und Erkenntnisse, zu denen sie gelangt sind und es ist schwierig, ein einigermaßen übereinstimmendes Bild ihrer Bemühungen aufzuzeigen.
Allen gemeinsam jedoch scheint die Ohnmacht angesichts des Widerstandes der Angst, sich fassen zu lassen, zu sein. Im letzten erschöpfen sich die Erkenntnisse über die Angst in mehr oder weniger brauchbaren Hinweisen, mit dieser umzugehen und sich ,so gut es eben gelingen mag, sich damit zu arrangieren, um dem Dasein ein wenig Freude und Glück abzuringen.
Das Spektrum der Erkenntnisse über die Angst reicht von so simplen Aussagen, wie die Angst sei gottgewollt bis hin zu komplizierten philosophischen Erläuterungen und Spekulationen ,wie wir sie in unzähligen Abhandlungen zu finden vermögen.
So schlüssig uns manche dieser Erkenntnisse auch erscheinen mögen, reichen diese doch nicht aus, uns von der Angst dauerhaft zu befreien und uns Mittel zu Hand zu geben, diesen befreiten Zustand aufrecht zu erhalten.
Es scheint, als wären wir immer wieder aufs Neue aufgefordert, uns dem Kampf mit der Angst zu stellen, nur um letztlich herauszufinden, daß wir keinen Schritt weitergekommen sind und mehr den je weit davon entfernt sind, diese besiegt zu haben.
Jeder neue Tag konfrontiert uns erneut mit unseren Ängsten und ständig steigen scheinbar aus dem Nichts neue in unser Bewußtsein ohne daß es uns möglich wäre, diese zu lokalisieren und ihnen die Stirn zu bieten.
So sehen wir uns gefangen in einem nie enden wollenden Kreislauf von Bemühen und Scheitern und unsere innere Verzweiflung nimmt immer mehr Raum ein ,so daß wir letztendlich unsere gesamte Energie dafür aufzuwenden genötigt sind, in diesem ungleichen Kampf zu bestehen.
So ist die Angst zum zentralen Angelpunkt unseres Daseins geworden .Sie ist es, die unseren Alltag prägt, unsere emotionale Befindlichkeit verzerrt und uns hindert, unserem Menschsein auch nur einigermaßen zu entsprechen.
Selbst noch so unbedeutende Entscheidungen geraten zu einem über das Maß hinausgehenden Spiel, in welchem die unterschiedlichsten Ängste genau abgewogen werden und der am geringsten scheinenden Angst der Zuschlag erteilt wird.
Auf dem Hintergrund unserer Ängste reagieren wir auf die alltäglichen Situationen, ohne in der Lage zu sein, diesen auch nur im Ansatz gerecht zu werden und unsere Ängste zwingen uns, einer Maschine gleich zu handeln und uns so immer wieder aufs neue in Geschehnisse geraten zu lassen, welche uns mal um mal ängstlicher werden lassen, bis uns zuletzt kein Ausweg zu bleiben scheint und wir uns einem übermächtigen Schicksal ausgeliefert wähnen und uns diesem scheinbar ergeben.
Doch unterhalb unseres Bewußtseins tobt der Kampf weiter und nimmt uns den geringen verbleibenden Rest unserer Energie und Kraft, so daß wir immer weniger in der Lage sind, unseren Alltag einigermaßen zu regeln und daraus Kraft zu schöpfen.
Die Irrationalität als ständiger Begleiter unserer Ängste hindert uns auch daran, diesen mit Hilfe unseres Verstandes zu Leibe zu rücken und über oberflächliche Erkenntnisse hinaus, Einsicht zu erlangen.
So werden wir immer mehr zu Gefangenen unserer Angst und uns bleibt scheinbar keine Hoffnung, jemals diesem Gefängnis zu entrinnen.
Unsere Ängste lassen uns starr und unbeweglich werden und anstatt daß Freude uns zu immer neuen Ufern treibt, verharren wir ängstlich auf der Stelle und wagen nicht, uns auch nur im Ansatz auf die Dynamik unseres Daseins einzulassen.
Was hat es nun auf sich mit unseren großen und kleinen Ängsten, woher kommen diese und welche Auswirkungen haben sie auf die Gestaltung unseres Daseins?
Da sind zum einen wohl unsere vermeintlich ganz persönlichen Ängste, eingebettet in unsere Erfahrungen, unser Umfeld, unserem sozialen Gefüge, in welchem wir leben, anerzogen von wohlmeinenden Erziehern, antrainiert über einen langen Zeitraum und verinnerlicht, so daß wir nicht mehr zu unterscheiden vermögen, wo deren wahrer Ursprung sich finden ließe.
Lassen sie uns behutsam diesen auf die Spur kommen um so vielleicht einen neuen Ansatz zu finden, welcher uns erlaubt, uns diesen anzunähern, ohne dabei Gefahr zu laufen, uns in ihnen zu verlieren oder gar uns ihnen auszuliefern.